„Die Auferstehung von St. Laurentius“

Die leidvolle Geschichte unserer renovierten alten Pfarrkirche

Aus Anlass der 60-jährigen Jubelkommunion der 38-er hielt Josef Koch am 22.4.2007 in der voll besetzten Kirche einen interessanten Vortrag über die leidvolle Geschichte dieses Gotteshauses. Dazu eingeladen waren neben seinen Schulkameradinnen und Schulkameraden auch die anderen Jahrgänge, die am gleichen Tag ihre 25-, 40- oder 50-jährige Jubelkommunion feierten, die auch sehr zahlreich gekommen waren.

Josef Koch freute sich, dass neben dem ehemaligen Geistlichen Rat Pfarrer Josef Ismaier, der vor 10 Jahren dieses Gotteshaus liebevoll restaurierte, auch der derzeit amtierende Pfarrer Johannes Reinsch und der Erste Bürgermeister Andreas Schwarz unter den Zuhörern waren.

Der Redner begann seine Ausführungen mit der Feststellung, dass die heute noch neben dem Gotteshaus stehende, kleine Nikolaus-Kapelle das älteste Gebäude (somit auch das älteste Gotteshaus) in Strullendorf sei, entstanden um 1430.

Zuvor muss an diesem Platz schon eine Kapelle gestanden haben, wahrscheinlich eine „Schlosskapelle“, da viel darauf hindeutet, dass – und zwar genau an dieser Stelle – mal ein Schloss gestanden war. Nachweisbar ist Strullendorf bis in das 14. Jahrhundert als Adelssitz, bevor dieses Adels-Geschlecht dann ausgestorben ist. Zu dieser Zeit galt Strullendorf auch als reiches, wohlhabendes Dorf.

1406 wurde Strullendorf dann selbständige Pfarrei, zuvor gehörte der Ort – und zwar seit dem Jahr 800 – zur Pfarrei Amlingstadt (so alt ist also die Amlingstadter Kirche, die seinerzeit im Auftrag Karls des Großen gebaut wurde.) Zusammen mit 13 anderen, umliegenden Orten. Das weitest entfernte Dorf war Pettstadt, obwohl die Regnitz dazwischen lag. Wie beschwerlich es damals für die Strullendorfer gewesen sein musste, zum sonntäglichen Gottesdienst in Amlingstadt teilzunehmen, kann man sich kaum vorstellen: Auch nur bescheiden ausgebaute Wege gab es nicht, lockerer, tiefer Sand erschwerte das Vorwärtskommen und Steilstufen im Gelände zwangen zu Umwegen, hinzu kam die Bedrohung durch Räuberbanden, die die Gegend unsicher machten.

Kaum nachvollziehen kann man deshalb, dass die Strullendorfer sogar ihre Toten - und zwar seit dem Jahr 800 - in Amlingstadt beigesetzt haben. Erst als selbständige Pfarrei wurde 1406 in Strullendorf ein eigener Friedhof angelegt.

Die erste richtige Pfarrkirche wurde um etwa 1450 erbaut, bevor diese dann knapp 200 Jahre später (nämlich 1633) durch wütende Schweden, denen im 30-jährigen Krieg in Ebermannstadt durch kaiserliche Truppen ihre Beute abgejagt worden war, auf ihrer Flucht Richtung Bamberg angezündet wurde und fast vollständig abbrannte. (Ähnliche Brandschatzungen gab es damals auch in Memmelsdorf und Scheßlitz).

Eine Dominikar-Nonne vom Heiligen Grab in Bamberg hat einen Augenzeugenbericht wie folgt niedergeschrieben: „Verstört standen nach dem Abzug der Mordbrenner die Dorfbewohner zwischen den Resten ihres einstmals blühenden Ortes: Neben der Kirche sind eine Mühle und 85 Häuser und ebenso viele Städel ein Raub der Flammen geworden.“ Ihr Vieh hatten die listigen Bauern, als die Soldaten im Anmarsch waren, in den Wald getrieben, um es deren Zugriff zu entziehen. Es ist allerdings nicht überliefert, wieviel sie davon wieder einfangen konnten.

Durch die schweren Verluste durch Krieg und Pest ist erst 20 Jahre später nach einem Provisorium aus den Ruinen der abgebrannten Kirche, von der nur die Gevierte stehen geblieben waren, eine neue Kirche entstanden.

Über die nächsten 150 Jahre ist über Strullendorf so gut wie nichts bekannt – dafür wissen wir umso mehr über das Schicksalsjahr 1796, als die 1651 wieder erbaute Kirche erneut in einem Feuersturm unterging.

Diesmal entfacht durch französische Truppen, die zuvor in der Oberpfalz von den Österreichern geschlagen wurden. Wochenlang zogen immer wieder Kriegshorden auf ihrem Rückzug plündernd und brandschatzend durch unseren Ort. Zügel- und skruppellos nimmt sich dann am 30. August eine besonders rohe Truppe alles, was das geschundene Dorf noch zu bieten hat, schändet und mordet. Die verwahrlosten Soldaten kennen keine Moral mehr und stacheln sich gegenseitig immer mehr auf.

Für kurze Zeit sieht es so aus, als könnte das couragierte Auftreten des Pfarrers Rickert das Schlimmste verhindern. Letztlich siegt jedoch die Zerstörungswut und es kommt zur Katastrophe: Ein aufgeputschter Offizier gibt den Befehl, das ganze Dorf anzuzünden und den Pfarrer, dem sie zuvor die Nase abgeschlagen haben, in seinem Pfarrhaus einzusperren, wo er dann einen qualvollen Tod erleidet. (Eine Tafel am Eingang dieser Kirche erinnert an diese damaligen Geschehnisse). Anzufügen sei noch, dass die Soldaten die Bewohner aus dem Dorf gejagt haben, um das Löschen zu verhindern.

Aus Anlass unserer 750-Jahr-Feier hat unsere Laienspielgruppe „Kulturbanausen“ in einem großen Schauspiel in neun jeweils ausverkauften Vorstellungen diese grausame Strullendorfer Geschichte wieder lebendig werden lassen. Den Schauspielern dieses gigantischen Freilicht-Theaters war es glaubhaft gelungen, die damalige Ohnmacht unserer Vorfahren vor dem Molloch Krieg klarzumachen. Der Fränkische Tag schrieb seinerzeit anerkennend: „Wie es die Veranstalter außerdem schafften, ihre Kirche lichterloh brennen zu lassen, ohne dabei ihre Kulissen zu zerstören, sei allein schon einen Besuch wert“. Und weiter: „Auch der Rest der Inszenierung verdiene höchste Anerkennung.“

Für die Strullendorfer waren damals, also im Jahre 1796, durch dieses Inferno schwere Zeiten angebrochen. Nur ganze 15 Häuser waren, zwar beschädigt und rußgeschwärzt, stehen geblieben. Nur ein kleiner Teil der traumatisierten Dorfbewohner konnten darin unterkommen.

Die erst kurz zuvor eingebrachte Ernte war ein Raub der Flammen geworden und unter dem Vieh wütete die Maul- und Klauenseuche und die damals schon bestehende Brandversicherungskammer war bei der Vielzahl der Ansprüche aus dem gesamten Hochstift leer. So mussten die Strullendorfer – wieder einmal – ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen und mit dem Wiederaufbau beginnen.

Zum Glück hatte die heute noch stehende, eingangs schon erwähnte Nikolauskapelle der Feuersbrunst getrotzt. Da sie aber nur 12 Personen Stehplätze bot, wurde sie mit einem Bretterverschlag für die nächsten 10 Jahre zu einer Notkirche umgebaut.

Die Strullendorfer hatten immer wieder Bittschriften an das Hochstift geschickt, die aber alle in den Wind geschlagen wurden. Erst, nachdem sie sich zu umfangreichen Frondiensten verpflichteten, beauftragte der Fürstbischof den Hofarchitekten für eine Planung. Das war im Jahre 1801.

Durch die Säkularisation waren ein Jahr später wieder alle Geldquellen versiegt. Die Bürger wollten sich aber nicht mehr länger hinhalten lassen und haben selbst mit der Errichtung von St. Laurentius mit dem Baumeister Stark aus Pommersfelden begonnen.

Nach einem Jahr stand der Rohbau- und die finanziellen Mittel waren erschöpft. Nach vielen Bitten wurden dann die noch fehlenden 700 Gulden für die Fertigstellung des Gotteshauses und der Orgel vom Hochstift bewilligt. Für ganze 436 Gulden wurden bei einer Auktion die Innenausstattung der Bamberger Heiliggrabkirche – die der Säkularisation zum Opfer gefallen war – die Orgel, Altäre, Gestühl, Kanzel, Tabernakel, Figuren und Meßgewänder erworben und konnte dann 1806 die jetzige Laurentius-Kirche endlich in Gebrauch genommen werden.

1815 waren dann die Koalitionskriege beendet und man forderte Schadenersatz beim französischen König, ohne Erfolg, ebenso beim König von Bayern.

7 Strullendorfer Pfarrern war die Einrichtung gut genug, bis 1879 einem Pfarrer namens Arnold diese plötzlich „zusammenhanglos“ erschienen. Von Barock über Rokoko bis zum Klassizismus, lästerte er. Er gab nicht nach: Die vom Heiliggrab erworbene Ausstattung musste weichen, der Hochaltar und zwei Seitenaltäre wurden vernichtet. Das muss man sich einmal vorstellen. Durch diesen „Bildersturm“ ihres Geistlichen, für den man absolut kein Verständnis aufbringen konnte, mussten die Strullendorfer damals 12000 Mark aufwenden, um neue, diesmal romanische Altäre einbauen zu lassen. Und diese neuangeschafften Altäre wurden dann 30 Jahre später vom königlichen Generalkonservator als „künstlerisch wertlos“ abqualifiziert. Etwas zu unrecht, wie man heute meint. Nur die barocke, heute noch existierende Kommunionbank wurde von diesem vernichtenden Urteil verschont. (Die Kanzel kam damals in die Pfarrkirche von Burgebrach.) Die 1913 angeschaffte neue Orgel für 7000 Mark hat heute noch einen vollen, guten Klang, nachdem sie in den 50-er Jahren überholt wurde. 1949 ließ die Pfarrei von der Gießerei Lotter in Bamberg drei neue Glocken gießen, nachdem die alten von den Nazis während des Krieges vom Turm geholt worden waren.

Pfarrer Wilhelm Benker kommt 1956 nach Strullendorf: Er nannte gleich als sein großes Ziel den Bau einer neuen Kirche. Eine berechtigte Forderung, wenn man bedenkt, dass die nach der Brandschatzung durch die Franzosen erbaute Kirche, in der wir uns hier befinden, eigentlich als Notkirche errichtet wurde und trotz der um das 4-fache angestiegenen Einwohnerzahl (1955 hatte Strullendorf 2000 Einwohner) immer noch als Gotteshaus diente: Trocken zwar und hell, aber keine Heizung und mit 200 Sitz- und entsprechenden Stehplätzen für Strullendorf schon längst viel zu klein.

Als dann 1965 die neue St. Paulskirche (Baukosten 900.000 DM ohne Glockenturm) in Betrieb genommen wurde, geriet die alte Laurentiuskirche immer mehr in Vergessenheit. Nur der evangelischen Gemeinde diente sie noch als Gotteshaus und einmal im August (am Patronatstag von St. Laurentius) wurde eine Andacht darin gehalten.

Für die alten Strullendorfer ein echter Jammer, mit ansehen zu müssen, wie ihre alte Pfarrkirche immer mehr verfiel und vor sich hinrottete. Wehmütig dachten sie daran, dass sie in dieser Kirche einmal getauft wurden, zur Heiligen Kommunion gingen und heirateten.

Nicht nur Efeu, Brennesseln und Wiesenblumen rankten sich um die alte Kirche, sondern auch die Frage nach der Zukunft des einstigen Gotteshauses.

Anfang der 70-er Jahre hatte die Kirchenstiftung zwar das Dach und den Zwiebelturm neu eindecken lassen – das war's dann aber auch. Darüber hinaus bestand kein Interesse an diesem Gebäude, zumal die schlechte Bausubstanz hohe Kosten erwarten ließ.

Aufgeschreckt wurde die Bevölkerung dann durch einen Pressebericht im Juni 1991, dass die Kirchenstiftung über eine neue Nutzung nachdenke...(Pfarrer Georg Zametzer sagte damals, dass er sich die alte Kirche auch als Atelier vorstellen könnte, betonte allerdings, dass eine künftige Nutzung dem Charakter des Hauses entsprechen müsste.)

Der Vorschlag aus der Bevölkerung, dass die Gemeinde die Kirche kaufen sollte, um eine Zweckentfremdung zu verhindern, lehnte diese ab. Die Kirchenstiftung lenkte dann aber ein und ließ einige Monate später wissen, dass sie die alte Kirche weiterhin den evangelischen Mitchristen zur Verfügung stellen will, bis diese ihren geplanten Kirchen-Neubau in Strullendorf verwirklicht haben. Scheinbar hatte in der Kirchenstiftung endlich ein Umdenken eingesetzt, da sie plötzlich eine Überlassung für gewerbliche oder private Zwecke ausschloß.

1993 kam dann endlich Pfarrer Josef Ismaier. Von da an änderte sich alles: Er wurde von verschiedenen Seiten auf die vor sich hin dösende alte Pfarrkirche angesprochen. Wie er mir einmal in einem Gespräch einige Jahre später erzählte, hatte er sich jedoch schon vom Anfang seines Hierseins an Gedanken gemacht, wie man dieses Gotteshaus wieder mit Leben erfüllen könnte. Dazu muss man wissen, dass er schon Erfahrung in puncto Kirchenrenovierungen aus seiner vorherigen Pfarrei in Ebermannstadt hatte. Dies sei schon eine Art Hobby von ihm. Hinzu kommt, dass er schon vorbelastet ist dadurch, da seine Eltern im Raum Forchheim eine heute noch bestehende Baufirma haben.

Der entscheidende Funke jedoch, so Pfarrer Ismaier, war die eindrucksvolle Initiative der Strullendorfer Laienspielgruppe (damals noch eine Unterabteilung des Sport- und Kulturrings) und der Bach-Anwohner, die mit ihrem eigens für diesen Zweck veranstalteten großen "Boochfest" im August 1994 mit 32.000 Mark den finanziellen Grundstock für die Kirchensanierung gelegt hatten. Es war damals ein großartiges, zweitägiges Fest, rund um die alte Kirche und auf dem Platz am Bach. Angedacht war seinerzeit von den Initiatoren, dass mit dem Betrag eines oder mehrere der Kirchenfenster renoviert bzw. erneuert werden sollen.

Damit wollte es Pfarrer Ismaier aber nicht bewenden lassen und ist dann im Einvernehmen der Kirchenverwaltung aktiv geworden und hat das Erzbischöfliche Ordinariat in Bamberg um Unterstützung gebeten. Und siehe da: Der Domberg hatte ein Einsehen! Entscheidend dafür war die Initiative der Bevölkerung durch das Straßenfest, die Zusage der Gemeinde, sich mit 160.000 DM zu beteiligen und vor allem auch die bevorstehende 750-Jahr-Feier unseres Ortes. Trotz schwieriger Finanzlage hat die Erzdiözese finanzielle Unterstützung signalisiert und der Bitte unseres Pfarrers entsprochen, den erzbischöflichen Architekten zur Verfügung zu stellen.

1996 beginnt die Sanierung: Das Kreuz und die Kugel auf dem Dachreiter wurden vergoldet, die Fassade gestrichen und der Sandstein ausgebessert. Augenscheinlich für die Bevölkerung war zunächst die gelungene Sanierung der Kirchhofmauer, die allein schon 170.000 DM an Kosten verursachte. Die Sandsteinmauer wurde vom Beton befreit, repariert und an vielen Stellen ganz erneuert. Die Mauerkronen wurden gegen pyramidenförmige Pfeilerabdeckungen aus Sandstein ersetzt. Ich meine, dass die neue Kirchhofmauer sehr gelungen ist.

Die nächste Maßnahme war der Einbau eines computergesteuerten Läutwerks, nachdem die Glocken bis dahin ja nur von Hand bedient wurden. Die kleine Glocke wird seit dem Neubau der Paulskirche eigentlich nur noch geläutet, wenn jemand aus der Pfarrei verstorben ist.

Was war das für eine Freude für die alteingesessenen Strullendorfer, als im August 1996 plötzlich wieder – nach 30 Jahre Schweigen – alle Glocken der Laurentiuskirche läuteten.

Die meisten waren ergriffen, sie klangen schöner denn je, nicht nur in den Ohren, auch in den Herzen.

Alljährlich wird von der Stiftung Denkmalschutz an einem Sonntag im Jahr ein sog. „Tag des offenen Denkmals“ veranstaltet. Diesmal am 8. September 1996. Im Raum Bamberg waren dafür neben dem Schloss Seehof und der archäologischen Grabungsstätte in Altendorf auch unsere in Renovierung befindliche Laurentiuskirche ausgewählt worden. Vormittags zelebrierte Pfarrer Ismaier einen feierlichen Gottesdienst und ging in seiner Ansprache darauf ein, dass vor genau 200 Jahren sein Amtskollege Georgius Rickert qualvoll in den Flammen umgekommen ist, als die französischen Soldaten unser Dorf anzündeten. Ismaier sagte, dass die Menschen nach dem verheerenden Brand seinerzeit unter größten Entbehrungen ihre Kirche wieder aufgebaut haben. Dieser ideelle Wert sei viel höher anzusetzen, als manche Basilika, die aus materiellem Überfluss entstanden ist.

Unser Pfarrer machte den ganzen Tag Führungen. Es waren am Ende des Tages mehr als 1000 Menschen, die sich im manchmal total überfüllten Gotteshaus für die Vergangenheit von St. Laurentius interessierten hatten.

Im Februar des Jahres 1997 traf ich mich hier in der Kirche mit dem Bauherrn, Pfarrer Ismaier, um mich über den Fortgang der Sanierungsmaßnahmen zu informieren, nachdem natürlich die Wiederinbetriebnahme dieser Kirche in meinem zu diesem Zeitpunkt im Entstehen begriffenen Jubiläums-Buch zur 750-Jahr-Feier einen sehr breiten Rahmen einnehmen würde. Diese trägt darin den Titel „Die Auferstehung von St. Laurentius“. Ich habe also die Renovierungsarbeiten mit der Schreibmaschine bzw. dem Kugelschreiber vom Anfang an mit begleitet.

Zunächst zeigte mir der Pfarrer die inzwischen fertiggestellten neuen Kirchenfenster. Für 200.000,-- DM wurde diese unter Einbeziehung der noch in den oberen Teilen erhaltenen historischen Fenster von einer Glaskünstlerin sehr eindrucksvoll gestaltet: In einem sanft geschwungenen Band, welches um die ganze Kirche führt und vorne über dem Haupteingang in einem Knoten endet, soll dies ein Sympol für die Liebe Gottes darstellen, welches alles zusammen hält.

Die ganze Kirche war bei meinem Besuch noch eine einzige Baustelle. Unter den noch gut erhaltenen 200 Jahre alten Bodendielen wurde inzwischen eine Bankheizung eingebaut. Das alte, unbequeme Kirchen-Gestühl war schon entfernt und durch neue, gepolsterte Sitz- und Fußbänke ersetzt und mit modernen, inzwischen grau gestrichenen neuen Bänken versehen.

Ich musste zugeben, dass das neue Gestühl nicht nur gut aussieht, sondern vor allem recht komfortabel ist. Jetzt kann man sich auch bequem knien, was bei den alten, engen Kirchenstühlen nur mit Mühe möglich war. Wer erinnert sich nicht mehr an die alten Kirchenbänke und die im Winter manchmal eiskalte Kirche. Durch die Fußbänke gehen schon Sitzplätze gegenüber früher verloren: Trotzdem bleiben noch 142 bequeme Sitzplätze und dazu eine Menge Stehplätze.

Dann sehe ich zwei herumstehende Altar-Aufsätze und frage den Pfarrer, wo die plötzlich herkommen, nachdem es doch vor kurzem noch hieß, dass diese nicht mehr auffindbar seien. Schmunzelnd meinte daraufhin Pfarrer Ismaier, dass sei schon richtig und er sei tatsächlich davon ausgegangen, dass wir die zwei Seitenaltar-Aufsätze mit großem Kostenaufwand neu anfertigen lassen müssen. Da sei ihm das Glück zu Hilfe gekommen.

Beim Stöbern im Depot der Erzdiözese in Bughof habe er nämlich gemeinsam mit dem Architekten überraschend zwei Altar-Aufsätze entdeckt, die fast haargenau zum noch vorhandenen Hauptaltar passen. Wahrscheinlich stammen sie sogar aus der gleichen Künstler-Werkstatt. In meiner eigenen Erinnerung sehen die gefundenen Altäre fast genau so aus wie die alten, die – man mag es kaum glauben - „einer wohligen Wärme zugeführt worden waren“ (nachzulesen in der Ortschronik von Heinrich Hopf).

Die 13 Nothelfer über der Ministrantenbank (einer wurde 1945 gestohlen) sind seit Jahrzehnten im Bamberger Diözesanmuseum. Diese seien künstlerisch wertvoll, sie sollten eigentlich mal als Vorlage für die 14 Nothelfer in Vierzehnheiligen dienen, wozu es dann aber doch nicht gekommen ist. Pfarrer Ismaier betonte zwar, dass wir diese vom Museum zurückbekommen müssten, wenn wir dies wollen. Er habe aber selbst Bedenken, dass man diese dann vor Diebstahl aufwendig sichern müsse. (Inzwischen hat der derzeitige Pfarrer Johannes Reinsch diese Figuren jedoch vom Museum zurück geholt und sind diese wieder an ihrem alten Platz untergebracht).

Beim gemeinsamen Rundgang und im Gespräch war unserem Pfarrer übrigens anzumerken, dass es ihm trotz der Mühen und mancher Probleme richtig Spaß macht, unsere alte Kirche bald wieder in altem Glanz erstrahlen zu lassen.

Die mehrlagigen, abplatzenden Kalkfarbanstrich-Schichten der Innenwände mussten arbeitsaufwendig abgekratzt werden, die Außenanstriche, die Empore, die Wendeltreppen und die restaurierten Eingangstüren neu gestrichen werden. Die Außentreppe wurde in Form einer Podesttreppe angelegt und mit einer Sandsteinmauer abgeschlossen und mit großzügigen Treppenaufgängen versehen.

Beherrschender Mittelpunkt zwischen vorhandenem Hauptaltar und der alten, wertvollen Kommunionbank ist der von meiner Familie gestiftete, neue Volksaltar, der von einem Bamberger Künstler aus Muschelkalk und Messing gestaltet und mit einem Lapislazuli-Einsatz und einem vorne sichtbaren blauen Edelstein gefertigt wurde.

Einige Zahlen zur Finanzierung: Gesamtkosten ca. 1,2 Mio DM, davon 490.000 für die Außen- und 250.000 für die Innenrenovierung, 280.000 für die Ausstattung und liturgische Gestaltung und 210.000 für die Außenanlagen.

Davon muss Strullendorf selbst 400.000 DM beitragen: Von der Gemeinde sind dazu 160.000 DM zugesagt worden und die restlichen 240.000 müssen durch Spenden aufgebracht werden. Der Pfarrer sagte mir, dass er sehr zuversichtlich sei, dass die Spenden zusammen kommen und die Finanzierung eigentlich gesichert sei. Bis zur Fertigstellung habe er den Betrag zusammen, meinte er. „Sobald die Leute gesehen haben, dass „was geschieht“, habe er von allen Seiten Spenden erhalten, von 10 Mark aufwärts bis zu 5-stelligen Beträgen. In den bis jetzt eingegangenen Spenden seien bereits die 32.000,-- der Kulturbanausen enthalten, 17.000,-- aus Erlösen von Pfarrfesten, von den Jagdgenossen, den Senioren und vielen anderen.

Auch die 38-Jubelkommunikanten hatten vor 10 Jahren (bei ihrem 40-jährigen) die seinerzeit gerade in der Renovierung befindliche Kirche besichtigt und bei einer spontanen Sammlung 1450,-- gespendet.

Der 29. Juni 1997 war ein Freudentag für die alteingesessenen Strullendorfer, als ihre alte Laurenituskirche nach dieser gründlichen Renovierung durch eine feierliche Altarweihe wieder in Dienst gestellt wurde.

Als nächstes war eigentlich von der Kirchenverwaltung unter Dekan Johannes Reinsch die Renovierung des Zwiebelturms vorgesehen. Zur Finanzierung haben schon Konzerte und Pfarrfeste stattgefunden.

Jetzt hat sich aber herausgestellt, das der Wurm im 200 Jahre alten Gebälk ist, das ist halt der Zahn der Zeit. Das hat jetzt natürlich Vorrang vor dem Zwiebelturm.

Pfarrer Reinsch hat somit ein schweres Erbe von seinem Vorgänger übernommen. Er stellt sich jedoch zusammen mit der Kirchenverwaltung dieser Aufgabe der immer wieder notwendigen Reparaturen an dem alten Gotteshaus.

Josef Koch nützte die Gelegenheit, sich bei dem anwesenden Geistlichen Rat Pfarrer Josef Ismaier zu bedanken, das er unsere alte, geschichtsträchtige Pfarrkirche wieder zu neuem Leben erweckt hat. Leider musste er schon ein Jahr später - im Jahre 1998 - aus gesundheitlichen Gründen in den vorzeitigen Ruhestand gehen. Die Gemeinde Strullendorf hat ihn für seine großen Verdienste zum Ehrenbürger ernannt.

Zum Schluss des interessanten, aber auch spannenden Vortrages bat Josef Koch dann die Zuhörer um eine Spende für die anstehenden Reparaturarbeiten, um den „Wurm im Gebälk“ nachhaltig zu bekämpfen. Er stellte sich dann zusammen mit Pfarrer Johannes Reinsch und Bürgermeister Andreas Schwarz mit einem Körbchen an die Ausgänge des Gotteshauses, um die Spenden entgegen zu nehmen. Es kam die großartige Summe von über 1300,-- Euro zusammen, die natürlich zweckgebunden verwendet wird.