Strullendorfer Gemeindeblatt vom 15.10.2004
Klassentreffen der 38-er im Rathaus
Diesen Tag werden die Teilnehmer des Klassentreffens des Jahrganges 1938 so schnell nicht vergessen. Josef Koch, der seit Jahrzehnten die zahlreichen, schon traditionellen Treffen seiner Schulkameradinnen- und Kameraden organisiert und mit immer neuen Einlagen zu bereichern versuchte, hatte diesmal eine ganz besondere Überraschung versprochen, nachdem sich der erste Schultag zum 60. Mal jährte.
Nach der Kaffeetafel in der Theaterscheine erfuhren die 27 Frauen und Männer, dass sie anschließend in ihrem ehemaligen Schulhaus, welches die Gemeinde 1959 zu einem modernen Rathaus umgebaut hat, vom Bürgermeister Andreas Schwarz persönlich zu einem Rundgang erwartet werden. Man wolle nach 60 Jahren mal wieder die Räumlichkeiten besuchen, in denen man acht Jahre zur Schule gegangen war, um in alten Erinnerungen zu schwelgen. Der Bürgermeister begrüßte die Gruppe an der Rathaustreppe. Beim Betreten des Gebäudes kam schon erste Freude auf, als sie auf einer aufgestellten Schultafel als „ABC-Schützen des Jahres 1944“ willkommen geheißen wurden. Dann führte der Hausherr seine Besucher durch alle Räumlichkeiten und erklärte das Dienstleistungszentrum für die Strullendorfer Bürger und gab einen Abriss der Großgemeinde mit vielen Zahlen, Daten und Fakten und beantwortete auch geduldig viele Fragen.
Der Höhepunkt war jedoch das Betreten des Sitzungszimmers. Entzücken riefen dabei die von der Decke hängenden Schultüten hervor. Es folgte der offizielle Empfang, verbunden mit einem kleinen Umtrunk und bereitgestellten Häppchen. Die ehemaligen Schüler konnten gar nicht richtig fassen, dass das alles ihnen galt und trugen sich gerne in das bereit liegende Gästebuch der Gemeinde ein.
Bürgermeister Schwarz gab dann einen sehr interessanten Einblick in die überaus bewegte Geschichte der Strullendorfer Schule, die in früheren Jahrhunderten immer eng mit der Kirche und Pfarrei verbunden war. Karl der Große befahl 801 den Pfarrern die Einrichtung von Pfarrschulen, den Vorgängern der heutigen Volksschulen.
Josef Koch bedankte sich unter dem Applaus seiner Mitschüler, die bis dahin dem Vortrag des Bürgermeisters mit großem Interesse zugehört hatten, für den unerwarteten, offiziellen Empfang. In lockerer Runde wurden dann im Sitzungssaal alte Erinnerungen und Anekdoten aus der damaligen Schulzeit ausgetauscht. Keiner konnte sich mehr so recht vorstellen, dass zur Zeit ihrer Einschulung in den damals sehr desolaten Räumen fast 300 Schüler untergebracht waren. Und von nur drei Lehrkräften unterrichtet wurden. 1944 war ja noch Krieg und der damalige Schulleiter selbstverständlich ein hundertprozentiger Nazi.
Erinnert wurde auch daran, dass damals zur Grundausstattung vieler Lehrer noch der Rohrstock gehörte. Da gab's manchmal „ein paar auf die ausgestreckten Hände“ oder - und das war schmerzhafter und demütigender - „ein paar Stockhiebe auf den Hintern“.
Zum Abschluß des großartigen Empfanges im Strullendorfer Rathaus erhielten die Besucher auch noch ein Erinnerungsgeschenk. Josef Koch meinte abschließend, dass dieses großartige Erlebnis das Zusammengehörigkeitsgefühl des Jahrganges 1938, welches ohnehin sehr ausgeprägt ist, noch verstärken werde.